Wir haben gefragt: Coach Frank Gerdelmann

Für dieses Jahr der letzte Bericht zur Serie „Wir haben gefragt: …“! Die Ehre gebührt Frank Gerdelmann, Coach der I. Herrenfußballmannschaft. Hier seine Eindrücke zu den Spielen und wie er die Rückrunde einschätzt. Vorab: Die Rückrunde wird ein langer und steiniger Weg werden.

Interview mit Coach Frank Gerdelmann von unser VfL I.

VfL: Hallo Frank, wie würdest du die bisherige Saisonleistung der Mannschaft beschreiben? Was sind die größten Stärken und Schwächen des Teams? Wie kompensierst du den Abgang von vier sehr wichtigen Spielern zu dieser Saison?

Frank Gerdelmann: Wir hatten einen wirklich guten Saisonstart, aber nach der Niederlage gegen Schwefingen hat es angefangen zu haken. Das sieht man auch an den sechs darauffolgenden Niederlagen. Wobei ich sagen muss, dass wir in zwei dieser Spiele durchaus als Sieger hätten vom Platz gehen können. Das war eine schwierige Phase für das Team, denn in entscheidenden Momenten hat uns oft das Glück gefehlt. Insbesondere die beiden unglücklich verlorenen Spiele haben das deutlich gemacht.

In solchen Situationen hat uns manchmal die Cleverness gefehlt, das abgeklärte Fußballspielen. Es fehlte bei unserem Spiel der Wille, dass eigene Tor mit der letzten Konsequent zu verteidigen. Und wenn dann der Ball in zentraler Position im Spielaufbau verloren geht, werden diese Fehler besonders hart bestraft. Die Abgänge im Sommer, vor allem auf zentralen Positionen im defensiven Mittelfeld, haben sich da bemerkbar gemacht. Diese Positionen sind einfach essenziell für einen geordneten Spielaufbau. Wenn der Gegner dann Druck aufbaut und die Erfahrung und Cleverness auf diesen Schlüsselpositionen fehlt, fehlt uns in entscheidenden Momenten das Glück – und dann verliert man solche Spiele eben unglücklich.

Trotzdem steht unser Saisonziel „Klassenerhalt“ weiterhin fest. Natürlich ist es keine schöne Situation, als Tabellenletzter zu überwintern. Aber wir haben es nach wie vor selbst in der Hand. Der Punktunterschied von unserem Platz 16 zu Platz 12 beträgt gerade mal einen Punkt, und bis Platz 10 sind es nur fünf Punkte. Es ist also noch alles drin.

VfL: Gibt es spezielle Trainingsmethoden oder -ansätze, die du diese Saison eingeführt hast? Wenn ja, welche und wie wurden sie vom Team aufgenommen?

Frank Gerdelmann: Das Trainerteam hat ganz klare Vorstellungen, wie die Schwerpunkte im Training an die Spieler vermittelt werden sollen. Uns ist es wichtig, unsere eigenen Methoden regelmäßig zu hinterfragen. So können wir neue Abläufe einbringen und gezielt auf die Erkenntnisse aus der Spielanalyse reagieren. Dabei setzen wir darauf, dass unsere Philosophie spielerisch und mit Spaß vermittelt wird. Mein Eindruck ist, dass die Jungs gerne zum Training kommen – das zeigt sich auch an der hohen Trainingsbeteiligung! 😊

VfL: Wie schaffst du es, die Aufgaben als Trainer mit deinem Familienleben zu vereinbaren? Gibt es besondere Herausforderungen oder Unterstützungen?

Frank Gerdelmann: Ein ganz großer Dank geht an meine Frau, die mich zu 100% unterstützt und mir den Rücken freihält. Wir haben uns 2011 kennengelernt, damals habe ich noch als Spieler bei Holthausen-Biene gegen den Ball getreten. Zu der Zeit hatte ich viermal die Woche Training und am Wochenende noch Spiele. Sie hat von Anfang an verstanden, wie wichtig mir der Fußball ist. Das spiegelt sich auch in der ganzen Familie wider – wir sind alle ziemlich fußballverrückt!

VfL: Wie siehst du deine Rolle als Trainer: Eher als Taktikexperte, Motivator oder Team-Manager? Oder doch lieber der Spielertrainer, der das runde Leder am liebsten selbst in das Netz klotzen möchte?

Frank Gerdelmann: Das ist bei mir eher eine Mischung aus den drei genannten Typen. Der moderne Trainer muss heutzutage deutlich mehr Facetten mitbringen als vor 20 Jahren. In den letzten Jahren und Jahrzehnten hat sich da unglaublich viel verändert. Wenn ich das mit den Trainern von damals vergleiche, kann man eigentlich von einer 180-Grad-Wende sprechen. Ich kicke zwar immer noch selbst sehr, sehr gerne. Aber ehrlich gesagt sehe ich mich inzwischen bei den Kollegen der Alten Herren. Da bin ich definitiv besser aufgehoben.

VfL: Wie würdest du das Verhältnis und die Zusammenarbeit zwischen dir und dem Vorstand des Vereins beschreiben?

Frank Gerdelmann: Der VfL Emslage ist für mich ein total familiärer Verein. Die kurzen Wege und der respektvolle Umgang miteinander gefallen mir einfach richtig gut. Schon ab meinem ersten Tag im Juni 2021 habe ich mich super mit dem Vorstand verstanden. Die Zusammenarbeit macht einfach unglaublich viel Spaß, weil alles so unkompliziert abläuft und jeder genau weiß, was zu tun ist.

VfL: Wie erlebst du den Zusammenhalt im Team? Gibt es Spieler, die eine besonders wichtige Rolle für das Mannschaftsgefühl spielen? Wie sind die Kicker aus der eigenen Jugend aufgenommen worden?

Frank Gerdelmann: Der Zusammenhalt im Team ist wirklich schon sehr gut, und das Trainerteam legt großen Wert darauf, dass das auch so bleibt. Nur durch ein starkes Miteinander können wir unsere selbst gesteckten Ziele erreichen – in unserem Fall den Klassenerhalt. Zur neuen Saison ist ein ganzer Schwung an neuen Spielern aus dem Jugendbereich in den Herrenbereich gewechselt. Aber die Integration war bisher kein großes Problem. Hilfreich war dabei, dass einige der neuen Spieler bereits in der letzten Saison im Herrenbereich ausgeholfen haben. Das hat die Eingewöhnung deutlich erleichtert und vieles entspannter gemacht.

VfL: Welchen Einfluss hat die Mannschaftsführung auf die Teamdynamik? Gibt es regelmäßig Treffen oder Teambuilding-Aktivitäten?

Frank Gerdelmann: Teambuilding ist für mich in der Sommervorbereitung unverzichtbar. Zu Beginn dieser Saison haben wir beispielsweise eine Kanutour unternommen, um uns abseits des Platzes besser kennenzulernen und vielleicht auch Gemeinsamkeiten zu entdecken. Bei solchen Events geht es zwar auch mal um Fußball, aber es entstehen auch Gespräche über private Interessen, wie Hobbys oder die Arbeit. Ich finde es deshalb sehr wichtig, dass man einige schöne Stunden miteinander verbringt – weit weg vom Fußball. Ein echtes Highlight ist dann oft die Mannschaftsfahrt am Ende der Saison. Dabei steht der Fußball zwar nicht im Mittelpunkt, aber er ist der Grund, warum wir als Team zusammen solche Momente erleben können.

VfL: Welche Erwartungen und Ziele hast du für die Spiele zur Rückrunde? Welche Verbesserungen oder Veränderungen strebst du an?

Frank Gerdelmann: Das Ziel aller ist klar: Der Klassenerhalt. Aber jeder Einzelne weiß, dass das kein Selbstläufer wird. Wir müssen hart arbeiten, um dieses Ziel zu erreichen. Ein klarer Schwerpunkt wird darauf liegen, unsere Defensivarbeit zu verbessern. Wir kassieren aktuell zu einfache Gegentore, und das muss dringend abgestellt werden.

Mein Gefühl und meine persönliche Erwartung sind, dass es bis zum Ende der Saison spannend bleiben wird. Es sind noch 13 Spiele zu spielen und 39 Punkte zu vergeben, also ist noch alles möglich. Die Tabelle ist im unteren Bereich sehr eng, und ich bin überzeugt, dass es bis zum letzten Spieltag darauf ankommen wird.

Entscheidend wird sein, die richtige Einstellung zu finden. Mit den Maßnahmen, die wir zur Rückrunde einleiten werden, versuchen wir das Saisonziel zu erreichen.

VfL: Das war es mit unseren Fragen. Vielen Dank, dass du dir die Zeit genommen hast, unsere Fragen zu beantworten. Wir wünschen dir, dem Trainerstab und der gesamten Mannschaft viel Glück beim Erreichen des Klassenerhalt. Sodass der Fußball im Herrenbereich weiterhin auf Bezirksebene kicken kann.

Frank Gerdelmann: Immer wieder gerne. Wir sind mittendrin im Abstiegskampf. Da kann ich das Interesse an den Trainer oder Trainerstab schon nachvollziehen. Wir werden alles geben, dass wir ALLE das Ziel erreichen. Aber es ist JEDER gefragt.

Das Interview wurde am 12. Dezember 2024 geführt.